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Schockformen

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Schockformen

Während das Hauptaugenmerk in der Beschreibung des Schocks ursprünglich ausschließlich auf dem traumatisch-hämorrhagischen Schock lag, erfolgte später eine Differenzierung in fünf Schockformen. Auch wenn alle Schockformen letztlich in ein Multiorganversagen als Folge des Missverhältnisses zwischen O2-Bedarf und O2-Angebot münden können, erscheint aufgrund ihrer unterschiedlichen Pathogenese und Pathophysiologie eine geänderte Klassifikation insbesondere im Hinblick auf die unterschiedlichen therapeutischen Maßnahmen bei den verschiedenen Schockformen notwendig.

Die neue Klassifikation erhebt keinen bindenden Anspruch, und die therapeutischen Effekte sind in aller Regel zunächst nur auf die Wiederherstellung der Vitalfunktionen, insbesondere einer mit dem Überleben vereinbaren Kreislauffunktion beschränkt. Aus den genannten Erwägungen umfasst die neue Klassifikation nur vier Hauptgruppen:

  • hypovolämischer Schock
  • distributiver Schock
  • kardiogener Schock
  • obstruktiver Schock

Wobei der hypovolämische Schock vier Untergruppen und der distributive Schock drei Untergruppen einschließt. Der obstruktive Schock wurde als eigenständige Schockform aufgenommen. Auch wenn die vorliegende Nomenklatur und Einteilung schematisch ist und gewisse Schnittmengen zwischen den Hauptgruppen umfasst, lassen sich diesen vier Hauptgruppen schwerpunktmäßig vier Organsysteme zuordnen, die aufgrund der jeweils unterschiedlichen Pathogenese und Pathophysiologie einer gruppen- bzw. organspezifischen Therapie bedürfen.

  • Blut- und Flüssigkeitskompartiment
  • Gefäßsystem
  • Herz
  • Kreislaufsystem

hypovolämischer Schock

Der hypovolämische Schock ist ein Zustand unzureichender Durchblutung von Organen aufgrund eines meist akuten intravasalen Volumenverlustes. Es resultiert eine kritisch verminderte kardiale Vorlast und eine Reduktion von Makro- und Mikrozirkulation mit negativen Folgen für den Gewebestoffwechsel und Auslösung einer Entzündungsreaktion.
Der hypovolämische Schock unterteilt sich in vier Untergruppen:

  • hämorrhagischer Schock infolge akuter Blutung ohne wesentliche Gewebeschädigung
  • traumatisch-hämorrhagischer Schock infolge akuter Blutung mit Gewebeschädigung und zusätzlicher Freisetzung von Aktivatoren des Immunsystems
  • hypovolämischer Schock im engeren Sinne infolge einer kritischen Abnahme des zirkulierenden Plasmavolumens ohne akute Blutung
  • traumatisch-hypovolämischer Schock infolge kritischer Abnahme des zirkulierenden Plasmavolumens ohne akute Blutung durch Gewebeschädigung und Freisetzung von Mediatoren.

kardiogener schock

Der kardiogene Schock ist eine primär kardiale Funktionsstörung mit kritischer Verminderung der kardialen Pumpleistung, verursacht durch eine systolische oder diastolische Funktionsstörung mit Verminderung der Auswurfleistung oder Beeinträchtigung der ventrikulären Füllung.



anaphylaktischer Schock (alt)

Der anaphylaktische Schock ist eine Histamin-vermittelte massive Vasodilatation und Verteilungsstörung, die durch eine Verschiebung von intravasalem Volumen nach extravasal gekennzeichnet ist.



septischer Schock (alt)

Eine Sepsis ist nach den aktuell gültigen Sepsis-III-Kriterien als fehlregulierte Körperantwort auf eine Infektion mit lebensbedrohlichen Organdysfunktionen definiert. Diese werden anhand einer Zunahme des SOFA (Sequential Organ Failure Assessment)-Scores um ≥ 2 Punkte charakterisiert. Im Rahmen einer Notfallversorgung kann zum Screening auch der „Quick-SOFA Score“ (qSOFA) herangezogen werden. Dieser erfordert lediglich eine orientierende Untersuchung des Bewusstseinszustandes, der Atemfrequenz und des Blutdrucks. Sind diese Parameter pathologisch verändert und liegt ein Infektionsverdacht vor, kann von einer Sepsis ausgegangen werden.



neurogener Schock (alt)

Beim neurogenen Schock handelt es sich um eine Imbalance zwischen sympathischer und parasympathischer Regulation der Herzaktion und der Gefäßmuskulatur. Im Vordergrund steht eine ausgeprägte Vasodilatation mit relativer Hypovolämie bei zunächst unverändertem Blutvolumen. Ursächlich hierfür sind schwere/akute Schädigungen des Zentralen Nervensystems.



distributiver Schock

Der distributive Schock stellt eine relative Hypovolämie infolge einer pathologischen Umverteilung des absoluten intravasalen Volumens und die häufigste Schockform dar. Ursachen sind entweder ein Verlust der Steuerung des Gefäßtonus mit Verschiebung des Volumens innerhalb des Gefäßsystems und/oder eine Permeabilitätsstörung des Gefäßsystems mit Verschiebung des intravasalen Volumens in das Interstitium. Die drei Untergruppen sind der septische, der anaphylaktisch/anaphylaktoide und der neurogene Schock.



obstruktiver Schock

Der obstruktive Schock ist ein Zustand, der durch die Obstruktion großer Gefäße oder des Herzens selbst verursacht wird. Obwohl er in der Symptomatik dem kardiogenen Schock ähnelt, muss er wegen seiner hiervon grundsätzlich abweichenden Therapieansätze klar von diesem abgegrenzt werden.

Quelle:Ärzteblatt

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